Der Lempp’sche Kreis
Mit Albert und Marie Lempp ist der sogenannte Lemppsche Kreis verbunden, der als biblisch-theologischer Gesprächskreis begann und sich im Laufe der Nazizeit zu einem konspirativen Treffpunkt entwickelte, der manchem jüdischen Bürger zur Ausreise in die Schweiz verhelfen konnte.
Dieser Kreis formulierte im Februar und März 1943 nach einer Vorlage des württembergischen Pfarrers Hermann Diem die später so genannte »Osterbotschaft Münchner Laien«. Im April 1943 überreichten zwei Mitglieder des Kreises, Landgerichtspräsident Emil Höchstädter und Universitätsprofessor Wilhelm Hengstenberg, diese Denkschrift Landesbischof Hans Meiser.
Zum Lemppschen Kreis gehörten Pfarrer, Verleger, Juristen und ihre Frauen. Manche waren ständig im Austausch miteinander, andere nur sporadisch, einige hielten den Kontakt zu anderen Kreisen der Kirchen und/oder widerständiger Bürger.
Die Verfasser fordern von ihrer Kirche den öffentlichen und entschiedenen Protest gegen die Verfolgung der Juden. Sie begründen dies mit dem Gebot der Nächstenliebe, dem Bekenntnis zu Jesus Christus, aber auch dazu, dass die Kirche unlösbar mit dem Judentum verknüpft ist.
Hans Meiser hat diese Denkschrift, mit der sich die Verfasser selbst in Gefahr begaben, nicht veröffentlicht. Ihre Gedanken wurden durch einige mutige Menschen verbreitet, aber nicht, wie Albert Lempp und die anderen es gefordert hatten, durch die Prediger ihrer Kirche.
- Wurms Kopie
Der bayerische Landesbischof Hans Meiser leitete eine Kopie der Osterdenkschrift an seinen Württemberger Kollegen Theophil Wurm weiter. Im Gegensatz zu Bayern, wo die Osterdenkschrift nicht erhalten blieb, befindet sich Wurms Kopie bis heute im landeskirchlichen Archiv Stuttgart. - »Ein erfreuliches Dokument«
Der Evangelische Pressedienst der Schweiz (EPD) druckte in seiner Nr. 28 am 14. Juli 1943 das Münchner Dokument ab. Lakonisch kommentiert der Titel unter der Rubrik »Mitteilungen aus Deutschland«: »Ein erfreuliches Dokument«.